Theologischer Tag 2012

Pfarrer Christian Schreier hat auf dem "Theologischen Tag" der Oasenarbeit die Beichte als "Fest nach langer Trauer" bezeichnet. Der ehemalige Leiter des Hauses der Stille in Grumbach/Sachsen sagte vor knapp 20 Teilnehmern, die Beichte sei ein freiwiller Schritt in den unangenehmen Bereich von Schuld und Sünde. Wichtige Beichtkriterien seien Vertrauen, Verständnis und Vollmacht.

Hier können Sie sich die Referate vom Pfarrer i.R. Christian Schreier zum Nachhören herunterladen.

1. Vertrauen
Pfarrer Schreier begann den ersten Impuls mit einem Zitat aus dem "Fragebogen Gottes", dem Beichtspiegel, der auch auf Oasen-Rüstzeiten verwendet wird: "Echte Liebe nimmt den anderen an wie er ist, sie lässt ihn aber nicht so wie er ist." Als Christe
n könnten wir uns auf die bedingungslose Liebe Gottes zu uns verlassen. Gott stelle an uns keine Bedingungen. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn mache dies wunderbar deutlich. Gott habe, im Gegenteil, mit uns einen langen Atem. Er warte von Ewigkeit her auf unsere Heimkehr. "Es fällt uns schwer diese bedingungslose Liebe Gottes zu verstehen und ihr wirklich zu trauen.", sagte Pfarrer Schreier in Harthau (Chemnitz). Wir Menschen seien daher in der Gefahr, dieser "bedingungslosen Liebe" mit sanftem Druck nachhelfen zu wollen. Man dürfe aber  niemanden zur Beichte drängen. Hingegen müsse man sich immer wieder auf Gott und seine Barmherzigkeit einstellen. Pfarrer Schreier: "Dem der Gott nichts bieten kann, bietet Gott die Freunschaft an." Dies sei wichtig zu beachten für die Einladung zur Beichte.  Wenn man zur Beichte hinführen wollen, müsse man das Vertrauen, der Menschen um uns, in die Liebe und Geduld Gottes stärken. Nur wenn man darauf vertraue, sei der freiwillige Schritt zur Beichte überhaupt möglich.
Der Theologe bezeichnete die Beichte als Kerngeschäft der Kirche. Jesus habe seinen Jüngern zuerst nach seiner Auferstehung die Vollmacht zur Sündenvergebung gegeben. Daher sei die Kirche auch beauftragt, diese Vergebung zu verkündigen und den Menschen im Namen Jesu zuzusprechen.


2. Verständnis
Pfarrer Schre
ier (Bild unten) verdeutlichte zu Anfang des zweiten Impulses, das es beim Thema "Verständnis" nicht nur um das "verstanden werden wollen" des Beichtenden gehe, sondern auch der Beichtiger (Beichthörer) müsse verstehen, was bei der Beichte geschehe und wie es geschehen soll. Im folgenden Haus der Stille Grumbach - Christian Schreierbeleuchtete der Ruhestundspfarrer daher die Rolle des Beichtigers. Dieser müsse selber beichten, um Beichte hören zu können. Dies sei eine "innere Notwendigkeit". Es sei unfair und heuchlerisch, wenn der Beichtiger von der eigenen Beichte absehen würde. Außerem lerne der Beichtiger durch den eigenen Vollzug der Beichte, die Beichtliturgie kennen. Es gebe kein Training für Beichthörer, es gelte vielmehr das Prinzip "learning by doing". Das Kennen der Beichtliturgie, sei ebenfalls eine entscheidene Vorraussetzung um Beichte hören zu können.
Desweiteren müsse der Beichtiger unterscheiden können, was eine Sünde und was keine Sünde sei.
Wir lebten heute in sündhaften Strukturen der Vergangenheit, die wir tragen müssten. Dies sei Teil unserer Lebensaufgabe. Darum gehe es aber nicht in der Beichte, sondern es gehe um den konkreten, persönlichen Anteil am Elend und am Bösen dieser Welt.  Dies müsse der Beichtiger klar trennen können. Dennoch habe uns Gott bewusst gerade in diese Zeit hineingeschaffen. Auch dies gelte es deutlich zu machen. Die Aufgabe des Beichtigers sollte weiter sein, dem Beichtenden mit Barmherzigkeit zu begegnen. Jesus verteidige den Sünder gegen den Ankläger, der so oft in uns Menschen stecke. Darum sollte der Beichtiger "dem begnadeten Sünder trauen". Das bedeute auch, das Beichtgeheimniss treu zu bewahren.


3. Vollmacht

"Wer die Vollmacht bekommt, besitzt das Vertrauen anderer". Beides gehöre untrennbar zusammen. Dennoch bleibe die Frage: Wer ist dazu legitimiert, Sünden zu vergeben? Die Pharisäer warfen Jesus Gotteslästerung vor, weil er Menschen die Vergebung ihrer Sünden zugesprochen habe (Mk. 1,1-12). Diese hätten Jesus aber nicht als den Sohn Gottes erkannt - das war ihr Fehler. Jesus habe aber seinen Jüngern die "himmlische Vollmacht" der Sündenvergebung übertragen (Joh.20). Damit sei die Kirche beauftragt diesen Dienst verantwortlich in und für die Welt wahrzunehmen. Sie gebe diese Vollmacht von Generation zu Generation weiter, durch die "Ordination zum Amt der Kirche". Pfarrer Schreier: "Die Vollmacht wird mir übertragen, zugesprochen. Ich kann sie mir nicht nehmen." Jeder Pfarrer sei von Amtes wegen auch Beichtiger. Dennoch sei die Einzelbeichte in unserer Kirche nicht wirklich überall bekannt. Ein Ausweg sei die Laienbeichte. Dennoch gelte genauso die Herzensbeichte (persönliches Gebet um Sündenvergebung) und die Andachtsbeichte (Schulbekenntnis in Gottesdiensten, Andachten). Dabei fehle aber meist der persönliche Zuspruch der Vergebung. Trotzdem hätten diese Beichtformen Gültigkeit.

Im Anschluss an die drei Kurzreferate hatten die Teilnehmer die Möglichkeit Fragen zu stellen und miteinander ins Gespräch zu kommen. So gelang eine nochmalige Vertiefung des Themas. Mit einem gemeinsamen Kaffetrinken ging der Theologische Tag 2012 zu Ende. 2013 soll es wieder einen solchen Seminartag im Rahmen der Oasenarbeit geben.

Bildquelle: Pfr. Schreier (mittleres Bild), http://tinyurl.com/d4d7knm, 08.06.12