Am 31.07.1982 wurde in Albernau (Erzgebirge) während der zweiten Oase-Rüstzeit ein Wegekreuz am oberen Rand des Ortes aufgestellt. Dieses Kreuz empfanden die zuständigen Organe und Behörden des DDR-Staates als „bewusste Provokation“ und forderten die Entfernung des Kreuzes. Doch die Albernauer, mit ihren damaligen Pfarrer Christoph Richter, wollten das Kreuz behalten. Der Kampf um das „Oase-Kreuz“ ging bis nach Dresden und Berlin. Das Kreuz aber steht noch heute. 30 Jahre nach der Aufstellung soll daran erinnert werden.

Im Vorfeld der Oase-Rüstzeit im Sommer 1982 wurde ein Kreuzweg vorbereitet. Ein Kreuzweg ist eine Wegstrecke die man mit einem Kreuz betend zurücklegt. An sieben Stationen werden Texte und Gebete gelesen, die an die Leidensstationen Jesu Christi erinnern. Die Kreuzweg-Ordnung der ersten Oase-Rüstzeiten wird noch heute verwendet.
An der letzten Station wird das mitgenommene Kreuz, als Ort der Einkehr und Rast, meist dauerhaft aufgestellt. Pfarrer Christoph Richter fragte daher im Vorfeld den Besitzer eines Wiedesgrundstücks am oberen Rand von Albernau, ob auf seinem Grundstück, hinter einer Bank am Wegrand, ein größeres Stahlrohrkreuz aufgestellt werden könne. Der Eigentümer gab dem Pfarrer dafür sofort seine Zusage. Daraufhin ging Christoph Richter zu einem engagierten und geschickten Gemeindeglied und bat es um die Herstellung eines ungefähr sechs Meter langen Stahlrohrkreuzes mit der Inschrift „Oase 1982“ zur Erinnerung an die Rüstzeit. Das „Oase-Kreuz“ wurde dann am 31.07.1982 in betender Stille und ohne großes Aufsehen am Ortsrand aufgestellt. Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, was die Aufstellung des „Oase-Kreuzes“ bei den staatlichen Stellen jener Zeit und bei den Organen der Staatssicherheit an Irritationen und hartem Widerstand auslösen würde.

25 Tage nach dem Ende der Oase-Rüstzeit forderte der damalige Albernauer Bürgermeister Pfarrer Richter auf, das Kreuz unverzüglich wieder zu entfernen. Es sei eine „bewusste Provokation“ und stelle außerdem einen Verstoß gegen die Deutsche Bauordnung dar. Für Bauwerke sei, ab einer Höhe von 3 Metern, unabhängig von der notwendigen Aufstellgenehmigung, ein Bauantrag, sowie eine Schachtgenehmigung erforderlich. Das Verhältnis von Staat und Kirche sei durch die „rechtswidrige Aufstellung“ auf ortsebene belastet worden. Pfarrer Richter wies den Bürgermeister auf mögliche negative Folgen unter der christlichen Bevölkerung hin, die eine Entfernung des Kreuzes mit sich bringen könnte. Er sagte aber eine „würdige Einholung“ des Kreuzes zu. Am Sonntag wolle er die Gemeinde über die Vorgänge informieren. Durch die Abkündigung im Sonntagsgottesdienst in Albernau erfuhren viele Gemeindeglieder erst von der Existenz des Kreuzes. Daraufhin stellte sich die Gemeinde hinter Pfarrer Richter und das Oase-Kreuz. Es sollte stehen bleiben. Nun verfasste der Kirchenvorstand eine schriftliche Entschuldigung in der um eine nachträgliche Aufstellgenehmigung gebeten wurde, um den Konflikt zu befrieden. Wie später aus Stasi-Akten ersichtlich wurde, war zu diesem Zeitpunkt die Nachricht vom „Albernauer Oase-Kreuz“ bereits über Dresden bis nach Berlin zum ZK der SED gelangt. Das Sächsische Landeskirchenamt schaltete sich ein und stellte sich  hinter das Schreiben des Albernauer Kirchenvorstandes. Was genau unter und zwischen den Staatsorgangen im Bezug auf das Oase-Kreuz geschah, kam erst nach der Wiedervereinigung an Licht. Gesprächsprotokolle und Vermerke in Stasi-Akten belegen, dass sich nach einiger Zeit die Angelegenheit im Sande verlief. Zuvor muss es aber noch große Unstimmigkeiten und Streitereien unter den zuständigen Behörden gegeben haben, wie das „Problem Oase-Kreuz“ zu behandeln sei.
Der Höhepunkt des Konfliktes war aber ein Gespräch, dass der damalige  Vorsitzende des Rates des Kreises Aue mit dem Auer Superintendenten Gibert am 01. Oktober 1982 führte. In einem Gesprächsprotokoll hat der Superintendent die Inhate des Gesprächs  festgehalten. Der Vorsitzende des Rates des Kreises muss darin dem Superintendenten vehement Vorwürfe gemacht und ihm Vertrauensbruch unterstellt haben. Im Verlaufe des Gespräches muss der der Vorsitzende gesagt haben, dass Kreuze in die Kirche oder auf den Friedhof gehörten und er verhindern wolle nicht, das der Kreis Aue allmählich zu einem Friedhof verkomme. Daraufhin muss ihn der Superintendent gefragt haben, was er denn gegen Friedhöfe habe, zumal er doch selber einmal auf einen Friedhof käme. Danach muss ihm der Vorsitzende mit weitreichenden Konsequenzen gedroht haben. Dazu kam es jedoch nicht mehr:
Ein knappes Jahre nach diesem Gespräch fand man den Vorsitzenden des Kreises Aue zusammengebrochen auf seinem Schreibtisch liegen. Auf unerklärliche Weise war das Leben des kerngesunden Mannes zu Ende gegangen. Beigesetzt wurde der er auf dem Auer Friedhof, nicht weit entfernt von einem großen Kreuz aus Granit. Pfarrer Christoph Richter stellte dazu in seinem Vortrag anlässlich des 25ig-Jährigen Jubiläum der Aufstellung des Kreuzes bewegt die Frage: „Hat in den zuletzt sehr hart gewordenen Auseinandersetzungen um das "Oase-Kreuz" der allmächtige Gott das letzte Wort gesprochen?“

Die Aufstellung des Kreuzes jährt sich nun zum 30igten Mal. Heute finden am Oase-Kreuz in Albernau am Himmelfahrtstag regelmäßig Allianzgottesdienste statt. Das Kreuz steht steht seitdem als Zeichen der Liebe Gottes über Albernau – als das Zeichen der Versöhnung mit Gott. 

  • Lesen Sie hier ein Interview mit Pfarrer Christoph Richter, der die Aufstellung des Kreuzes vor 30 Jahren verantwortete.
  • Lesen Sie hier einen Text von Pfarrer Richter zur Bedeutung des christichen Symbols des Kreuzes.